Herren

First Down, Second Down, Lockdown – Erlangen Sharks 2020

Wie beginnt man einen Jahresbericht über ein Sportjahr, dass alles andere als normal ist?
Welches viele Menschen zu Veränderungen und Einschränkungen im privaten und beruflichen Bereich gezwungen hat. Welches die Bedeutung von „positiv“ irgendwie negativ besetzt hat. Welches aber auch die Möglichkeiten genommen hat, den alltäglichen – jetzt teilweise noch komplizierteren – Verpflichtungen durch ein gemeinsames Hobby zu entfliehen.

Auch wenn es für Außenstehende oft chaotisch und unorganisiert wirken mag, ist American Football ein durchgeplantes Spiel, bei dem jeder weiß, was er/sie auf dem Feld zu tun hat. Einstudierte Spielzüge nutzen Schwachstellen des Gegners aus und führen im Idealfall zum Erfolg- Touchdown! Ein wichtiger Bestandteil des Spiels sind jedoch auch Adjustments – (dt. Anpassungen) der eigenen, vorher ausgearbeiteten Taktik an die Spielzüge des Gegners, mit welchen man im besten Falle auf das reagieren kann, was der Kontrahent als nächstes vorhat. Ein bisschen so gestaltete sich das Sportjahr 2020 der Erlangen Sharks gegen/mit/unter COVID -19. Man hatte einen Gameplan, stand kurz vor Ende des ersten Quarters im Jahr nicht schlecht da, wurde zu Beginn des zweiten Viertels aber auf dem falschen Fuß erwischt und in der Folge gezwungen sich ständig anzupassen.

Begann das Jahr noch mit einigen Hallenturnieren der Flag- und Jugendmannschaft, Lehrgängen für die Schiedsrichter der Erlangen Sharks und einem ganzjährig draußen stattfindenden Training für Jugend, Damen und Herren mit großem Elan und Vorfreude auf ein erfolgreiches und gemeinsames Football Jahr, verlangte es im weiteren Verlauf sowohl Spielerinnen als auch Coaches und sonst in irgendeiner Form Aktiven sehr viel an Flexibilität und Kreativität ab.

Es wurde ein umfangreiches Hygienekonzept erarbeitet, welches einen Trainingsbetrieb unter den jeweils gültigen gesetzlichen Bestimmungen in Kleingruppen mit oder ohne Körperkontakt erst möglich machte. Mit großem Engagement organisierten Coaches und teils Spieler selbst
Online-Meetings, um Taktik-Schulungen, Videoanalysen oder Fitnesssessions als Trainingsersatz während des Lockdowns möglich zu machen.

Die Zeit wurde auch genutzt, um Equipment-Inventuren durchzuführen oder Sponsoren für unseren Sport und Verein zu begeistern. Da für viele die Erlangen Sharks mehr sind, als nur das Team, in dem sie Football spielen, sondern eine Gemeinschaft von Freunden und Freundinnen mit denen man auch nach dem Training noch zusammensitzt, fanden die ansonsten obligatorischen Stammtische und Zusammenkünfte, kurzerhand ebenso online statt.

Wie stets im Jahr 2020 war man sich der eigenen Verantwortung bewusst, seinen Beitrag zur Eindämmung des Coronavirus zu leisten, weshalb man nicht auf Biegen und Brechen während der sommerlichen Phase der Lockerungen Freundschaftsspiele durchführte oder größere Menschenansammlungen provozierte.

Dennoch gelang es, mit einem nochmals ausgeweiteten Hygienekonzept und der Sharks-typischen Kollektivanstrengung, sehr kurzfristig ein internes FlagFootball- Turnier bei bestem Herbstwetter zu organisieren, in dessen Anschluss man mit gemeinsamem Essen auch noch unseren Spieli-Wirt
unterstützen konnte.

Trotz des teilweise stattfindenden „Football light“ im Trainingsbetrieb ohne Körperkontakt, haben wir uns sehr gefreut, dass unsere Versuche sowohl über die sozialen Medien als auch über andere Kanäle neue Mitspieler*innen für unseren Sport zu begeistern, erfolgreich waren und wir einige neue
Gesichter in unserer Football Familie aufnehmen konnten.

Auch wenn das dritte und vierte Quarter unter Corona für uns somit recht erfreulich verlief, ist sich jede*r bewusst, dass uns eine anstrengende Verlängerung bevorsteht.

Diese Overtime kann nach den Regeln unseres Spiels theoretisch endlos gehen, weshalb wir auch weiterhin das tun werden, was für die Footballfamilie der Erlangen Sharks in diesem besonderen Jahr symptomatisch war – Adjustments, jedoch ohne dabei unsere ganz eigene Grundausrichtung auf und neben dem Platz über den Haufen zu werfen.